Ich empfehle jedem, der Insulin spritzt, seine Erkrankung selbst zu managen, weil jeder Tag anders ist und eine eigene Dosierung des Insulins braucht. Viele Patienten fühlen sich dabei überfordert, aber man lernt schnell und kann es relativ schnell und mit den eigenen Erfahrung dann immer besser als jeder Arzt.

Im Rahmen einer Insulin-Therapie sind elektronische Blutzuckersensoren praktisch ein Muss, weil man nur mit ihnen die Tendenzen zeitnah im Blickfeld behalten kann. Mit blutigen Messungen (Teststreifen) ist das im Alltag nicht zu erreichen. Blutige Messungen sind nur noch zur gelegentlichen Überprüfung der Sensoren einzusetzen.

Grundsätzlich sollte jeder Diabetiker (egal, ob Typ 1 oder2) die ketogene Ernährung als Basistherapie einsetzen.
Metformin ist bei ketogener Ernährung unnötig.
Insulin-freisetzende Medikamente (wie Glibenclamid) sind ungeeignet, weil ihre Wirkung nicht gesteuert werden kann.
Wenn durch die ketogene Ernährung die Blutzuckerwerte nicht normal sind, empfiehlt sich frühzeitig Insulin, dann als Kombination Kurzzeitinsulin plus Langzeitinsulin.

Ich empfehle ausdrücklich die Spritzentherapie und nicht die Pumpe. Die manuellen Injektionen mit Pens und Insulinnadeln sind mittlerweile enorm gut handhabbar, nahezu schmerzfrei und weitgehend fehlerfrei. Es sollte auf Nadeln von mindestens 6 -8 mm Länge geachtet werden, weil insbesondere bei Männern die Lederhaut am Bauch reichlich 4 mm dick ist. Mit einer nur 4 mm langen Nadel würde man das Insulin nicht im Speck deponieren (wo es hingehört), sondern genau im Übergang vom Leder zum Speck, von wo es langsamer in den Blutkreislauf resorbiert wird.

Als Kurzzeitinsulin verwende ich Novorapid. Nachdem morgens der Wecker geklingelt hat, spritze ich bei normalem BZ 4 IE. Danach bleibe ich 15 Minuten lang liegen, bis genügend Kurzzeitinsulin wirkt. Würde ich sofort nach der Injektion aufstehen, würde das Kurzzeitinsulin noch nicht wirken. Dann würden die Aktivitätshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol dafür sorgen, dass der BZ von 80 auf 100 mg/dl ansteigt. Ich möchte den BZ aber bei etwa 80 mg/dl halten.
Von da an werden alle 2 Stunden etwa 4 IE Kurzzeitinsulin gespritzt. Bei zu hohen Werten ziehe ich die nächste Injektion vor, bei zu niedrigen verschiebe ich sie um 15 – 30 Minuten, in hartnäckigen Fällen einer Unterzuckerung noch länger.

Etwa 10 mg/dl Korrektur erfordern bei mir 1 IE Kurzzeitinsulin.
Größere Mengen Kurzzeitinsulin teile ich in 4 IE Portionen auf, damit sie schneller resorbiert werden als eine zusammenhängende große Injektion.
Bei „BZ-Unfällen“ mit einem BZ über 140 mg/dl spritze ich 4 IE subkutan und die Korrektureinheiten intravenös. Intravenöses Kurzzeitinsulin wirkt sofort, etwa 50 min lang und sehr kräftig. Der BZ-Absturz setzt sofort ein, endet aber abrupt nach etwa 50 Minuten.

Als Langzeitinsulin verwende ich Lantus. Es wurde zwar verdächtigt, diverse Tumore auszulösen. Das machen nach meinem Verständnis aber alle Insuline, abhängig von ihrer Dosierung. Wenn man zu viel Insulin braucht, weil man eine Insulinresistenz hat (weil man die ketogene Ernährung nicht eingehalten hat), wird man sich mit allen Insulinen der Tumorgefahr aussetzen.

Nach meiner persönlichen Erfahrung empfiehlt sich Lantus entgegen den Empfehlungen des Herstellers zweimal am Tag, nämlich morgens nach dem Weckerklingeln und abends vor dem Schlafengehen. Morgens verwende ich stur 15 IE Lantus. Abends überlege ich, wie viel ich mich bewegt habe und dosiere auf 5 – 15 IE Lantus. Wenn ich mich an diesem Tag gut bewegt habe, dann 10 IE. Wenn ich mich an diesem Tag und dem Tag zuvor jeweils gut bewegt habe, dann nur 5 IE. Wenn ich mich an diesem Tag nicht bewegt habe, aber die letzten beiden davor, dann 10 IE (sozusagen in Berücksichtigung der Nachwirkung der guten Bewegung der beiden Tage vorher).
Bei sehr großzügiger Bewegung (z. B. 5 Stunden Radfahren) kann ich abends auch gleich auf 5 IE reduzieren.

Für Mahlzeiten benötige ich kein Insulin, es sei denn, ich weiß, dass ich etwas essen möchte, was doch einige Kohlenhydrate enthält (also einen seltenen Ernährungsfehler beabsichtige). Im Wesentlichen komme ich aber ohne Insulin für Mahlzeiten aus. Dadurch muss ich meine Mahlzeiten auch nicht zeitlich einplanen, sondern kann dann essen, wann es mir passt.

Bei Unterzuckerungen am Tage mache ich normalerweise nichts, ich warte sie ab. Nachts wache ich durch Unterzuckerungen immer auf und kann dann so lange nicht mehr einschlafen, bis sich der BZ erholt hat. Da ich aber schnell weiterschlafen möchte, korrigiere ich mit 100 – 250 g Bio-Soja-Joghurt mit 9 % (!) Kohlenhydraten. Der Joghurt wird sehr schnell vom Magen in den Dünndarm weitergereicht, wo er auch sofort resorbiert wird. Die Leber baut in 2 Minuten aus den Eiweißen Glukose (Glukoneogenese). Die Zuckerherstellung in der Leber wird gebremst, wenn der BZ bei etwa 80 mg/dl angekommen ist. Dadurch fange ich mir nicht gleich eine Überzuckerung ein. Die Korrektur mit dem Soja-Joghurt funktioniert praktisch genauso schnell wie die mit dem Traubenzucker. Vorteil: ohne Zucker keine Karies. Ich muss also nachts nicht noch einmal die Zähne putzen, sondern kann mich sofort wieder hinlegen und weiterschlafen.