Wir sollten uns noch den Hungerstoffwechsel ansehen, um die ketogene Ernährung verstehen zu können.

Der Vorrat an Glykogen reicht für etwa einen Tag, bei sportlicher Belastung 2-5 Stunden. Mit dem Ende der Glykogen-Vorräte springt die Fettverwertung an. [Übrigens ist das Ende der Glykogenvorräte bei Sportlern sehr gut an einem deutlichen Leistungsknick erkennbar, der mit ein paar Schlucken (zuckerhaltiger) Cola überwunden werden kann.] Aus dem Fettgewebe werden die Fettsäuren ins Blut abgegeben, die als Energieträger in anderen Organen verbrannt werden, und zusätzlich das Glyzerin, welches in der Leber zur Aufrechterhaltung des Blutzuckers verwendet wird.

Entgegen sehr vielen Behauptungen muss der menschliche Körper während des Hungerns nur in sehr geringem Maße körpereigene Muskulatur bzw. Eiweiße abbauen. Ein sehr beeindruckendes Experiment hat Rüdiger Nehberg vor vielen Jahren durchgeführt. Er startete von Hamburg aus zu Fuß mit dem Rucksack auf dem Rücken in Richtung Süden. Dabei hat er nur Leitungswasser zu sich genommen, aber keine Nahrung. Nach vier Wochen war er auf den Gipfeln der Alpen angekommen und hatte dabei viele Kilogramm Fettgewebe verloren. Trotzdem blieb er körperlich leistungsfähig und gesund.

Während des Hungerns sinkt der Insulinspiegel auf ein absolutes Minimum ab, da ja überhaupt keine Kohlenhydrate aufgenommen und verwertet werden. Im Rahmen der Fettverbrennung sind die Ketonkörper ein Zwischenprodukt. Das vermehrte Auftreten der Ketonkörper im Blut zeigt die auf Hochtouren laufende Fettverbrennung an und ist im Hungerzustand sowie auch während einer sehr Kohlenhydrat- armen Ernährung völlig normal. Die Ketonkörper im Blut haben der sehr Kohlenhydrat- armen Ernährung auch den Namen ketogene („Ketonkörper- produzierende“) Ernährung gegeben.

Bei "normaler" Ernährung in der westlichen Welt kann man keine nennenswerten Mengen an Ketonkörpern im Blut feststellen. Im Hungerzustand oder auch im Rahmen der ketogenen Ernährung misst man circa 1-5 mmol//l (je nachdem, wie viel Energie der Körper gerade braucht und somit wie viel Fett gerade verbrannt wird). 3 mmol/l entspricht etwa dem Blutzucker im Nüchternzustand. Der Zustand heißt Ketose. Die Ketonkörper verleihen dem Menschen einen ganz speziellen Geruch, der als eine Mischung aus Apfel und Klebstoffen wahrgenommen wird. Viele Menschen und sehr viele Tiere können diesen Geruch wahrnehmen und wissen dadurch, dass dieser Mensch (oder das andere Tier) gerade hungert. In diesem Zustand entsteht definitiv keine Azidose.