Der Typ 2 ist ein Bestandteil des so genannten metabolischen
Syndroms. Dieser Begriff ist aus meiner Sicht leider
irreführend, weil es sich genauer genommen um ein
Kohlenhydrat-Überlastungssyndrom handelt. Ohne Kohlenhydrate
entsteht dieses Syndrom schlichtweg nicht! Dieses Syndrom ist
gekennzeichnet von 4 Hauptsymptomen, nämlich Übergewicht,
Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck und Insulinresistenz /
Typ 2 Diabetes.
Wie entsteht ein Kohlenhydrat-Überlastungssyndrom? Es
durchläuft insgesamt 5 Stadien.
Stadium 0:
Der Mensch ist völlig gesund.
Stadium 1:
Der Mensch fühlt sich völlig gesund und leistungsfähig. Er hat
kein Übergewicht und sieht attraktiv aus. Der wesentliche
Unterschied gegenüber dem gesunden Menschen ist, dass in seinem
Blut zu den meisten Zeiten zu viel Insulin zirkuliert. Der
Fachausdruck heißt Hyperinsulinämie.
Ursache ist eine Ernährung, die zu viele Kohlenhydrate enthält.
Die Bauchspeicheldrüse wird durch die vielen Kohlenhydrate
genötigt, vermehrt Insulin zu produzieren, um den Blutzucker
stabil zu halten. Der Zucker wird im Fettgewebe in Form von
Fett abgespeichert. Die Folge ist, dass diese Menschen im
Stadium 1 meistens mit dem Körpergewicht zu kämpfen haben. Sie
können das Körpergewicht im Normbereich halten durch viel Sport
sowie eine willentliche Beschränkung der Nahrungsaufnahme. Das
bedeutet, sie müssen sich die Nahrung vom Munde absparen,
obwohl sie eigentlich Appetit haben.
Stadium 2:
in diesem Stadium treten die vier Hauptsymptome des Syndroms
zutage, nämlich Übergewicht,
Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck und
Insulinresistenz. Oft treten die vier Symptome
zusammen auf, aber es können auch einige fehlen. Die Entstehung
des Übergewichts wurde oben bereits beschrieben. Unter
Insulinresistenz versteht man eine spezielle Möglichkeit der
Muskelzellen und vor allem der Fettzellen, die Aktivität ihrer
Insulinrezeptoren zu steuern. Wenn das Fettgewebe langfristig
mit zu viel Glukose und Insulin stimuliert wird, kommt es
sozusagen zu einer chronischen Überlastung des Fettgewebes. Das
Fettgewebe reagiert auf diesen Dauerstress, indem es die
Empfindlichkeit (=Sensitivität) der Insulinrezeptoren
herabregelt. Die Konsequenz ist, dass die gleiche Menge Insulin
im Blut nicht mehr die gleiche Wirkung wie bei einem gesunden
Menschen entfaltet. Diese Reaktion des Fettgewebes kann man mit
einem Arbeiter vergleichen, dessen Chef ihn ständig zu
Höchstleistungen drängt. Irgendwann tritt Erschöpfung ein. Im
Stadium 2 ist der Blutzucker aber immer noch im Normbereich,
weil die Bauchspeicheldrüse noch mehr Insulin produziert.
Stadium 3:
Die Regelung von Insulin und Fettgewebe schafft es nicht mehr,
den Blutzucker im Normbereich zu halten. Die Bauchspeicheldrüse
arbeitet am Limit. Insbesondere nach der Aufnahme von größeren
Mengen von Kohlenhydraten kann sie den Blutzucker nicht mehr
normal halten (Fachausdruck: postprandiale
Hyperglykämie). Der Typ 2 Diabetes ist jetzt
manifest.
Stadium 4:
Die Bauchspeicheldrüse schafft es auch nachts im Schlaf nicht
mehr, den Blutzucker normal zu halten (permanente
Hyperglykämie). Vollbild des Diabetes Typ 2 mit
morgendlichem Nüchernblutzucker über 100 md/dl.
Stadium 5:
Im Stadium 5 kommt es zur Erschöpfung und schließlich zum
dauerhaften Zusammenbruch der
Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse.
Der Patient verliert paradoxerweise wieder Körpergewicht, wirkt
kraftlos und erschöpft. Unbehandelt endet dieses Stadium
tödlich. Behandelt wird es durch Insulin, welches in den Körper
eingespritzt werden muss.
Beim Zusammenbruch der Insulinproduktion spielen aber noch
andere Faktoren eine Rolle, beispielsweise die erbliche
Empfindlichkeit beziehungsweise Resistenz der
Bauchspeicheldrüse gegenüber einer dauerhaften massiven
Überlastung. Dadurch kommt es nicht bei jedem Menschen mit
einem Kohlenhydrat-Überlastungssyndrom zu einem Typ 2 Diabetes,
und nicht bei jedem Typ 2 Diabetiker zu einer
Insulinabhängigkeit.
Zusammen gefasst kann man sagen, dass sich das metabolische
Syndrom beziehungsweise das Kohlenhydrat-Überlastungssyndrom
durch eine dauerhaft falsche Ernährung mit zu viel
Kohlenhydraten entwickelt. Über viele Jahre verläuft dieses
Syndrom mehr oder weniger kompensiert, bis die Dekompensation
in Form eines Blutzuckeranstiegs (also eines Diabetes) eintritt
und schlussendlich der Zusammenbruch der Insulinproduktion und
somit der Tod. Allerdings entwickeln sich bereits lange vor der
Dekompensation die Spätschäden.
Noch einmal ganz klar formuliert, ohne Kohlenhydrate gibt es
kein Kohlenhydrat-Überlastungssyndrom beziehungsweise
„metabolisches Syndrom“!
Somit kann man auch verstehen, dass dieses Syndrom in den
Stadien 1-4 umkehrbar, also heilbar ist. Der Schlüssel zur
Heilung liegt ganz einfach im strengen Verzicht auf
Kohlenhydrate in der Nahrung. Im Stadium 5 ist die
Bauchspeicheldrüse leider nicht mehr heilbar. Die Zellen, die
früher das Insulin produziert haben, sind vollständig kaputt.
Und wo nichts mehr besteht, kann auch nichts mehr heilen. Im
Endstadium braucht der Patient Insulinspritzen, um zu
überleben.
Übergewicht und Bluthochdruck sind in den meisten Fällen
Bestandteil eines Kohlenhydrat-Überlastungssyndroms und nur
selten Folge einer anderweitigen Erkrankung (z.B. einer
tumorbedingten Hormonstörung).
Nach der Umstellung auf eine ketogene Ernährung normalisieren
sich Körpergewicht und Blutdruck normalerweise vollständig, es
dauert allerdings mindestens sechs Monate, in ausgeprägten
Fällen zwei Jahre.
Interessanterweise sorgt die ketogene Ernährung immer für eine
Normalisierung des Körpergewichtes, egal ob aus dem
Untergewicht oder dem Übergewicht.